Auf der heutigen Wanderung verbinden wir zwei Etappen des Moselsteigs zu einer anspruchsvollen Tagestour, mit einer Länge von 33 Kilometer. Die Etappe von Ediger-Eller nach Beilstein steht ganz im Zeichen des Weinbaus und führt an bizarren Felsformationen und auf schwindelerregenden Pfaden durch die „Briederner Schweiz“, zur Burg Metternich und in das Pittoreske Beilstein. Auf der Etappe von Beilstein nach Cochem geht es über aussichtsreiche Pfade, mit herrlichen Aussichten auf das Moseltal, durch das wildromantische Kabainer Tal nach Cochem, mit seiner majestätischen Reichsburg.
Noch ist es kühl am Morgen als wir am Wanderparkplatz, an der B 49 am Ortsrand von Eller, zu dieser anspruchsvollen Wanderung aufbrechen. Die ersten Sonnenstrahlen tasten sich durch den steilsten Weinberg Europas - dem Calmont und viele weiße Wolken ziehen am blauen Himmel dahin. Wir sind nicht die ersten Wanderer an diesem Morgen, einige sind bereits am Calmont unterwegs, bevor sich die Sonne in den Schieferhang brennt. Eller ist der kleinere der beiden Winzerorte die seit 1969 eine Gemeinde bilden. Eller ist wie Ediger keltischen Ursprungs und war zur Merowinger-Zeit ein Königshof. Hier missionierte auch der Heilige Fridolin und erbaute zu Ehren des Hl. Hilarius von Poitiers ein Kloster. Wir schlendern auf der Moselweinstraße an schönen Häusern vorbei bevor wir in die Jakobsstraße abbiegen, die uns ins Zentrum von Eller führt.
Wir passieren einige historisch bedeutende kirchliche Bauwerke und wandern auf dem steil ansteigenden Sträßchen aufwärts, das für den Verkehr gesperrt ist. Nach einigen Abzweigungen erreichen wir oberhalb der Kirche die Weinberge und wandern mit Blick auf beide Weinorte in Richtung Ediger. Wir genießen die herrlichen Ausblicke und erreichen nach einer halben Stunde die Weinlage „Osterlämmchen“. Über den schieferbedeckten Häusern von Ediger erhebt sich der achteckige Kirchturm der romanisch-gotische Pfarrkirche St. Martin, mit seinem „Schieferkirchturmhelm der Christenheit“, ein Ausdruck spätgotischer Formensprache. Auf gleicher Höhe der Kirche machen wir uns nun an die Durchquerung eines Taleinschnittes. Der Weg führt kurz auf der K 19 aufwärts und an der nächsten Kurve passieren wir die Informationstafel vom „Kulturweg der Religionen“, auf ihm erfährt man die Zeugnisse des Glaubens von Christentum, Judentum und der Religionen der Römer, Kelten und Franken. Wir wandern noch ein kleines Stück geradeaus, bevor wir an einem Wingert steil abwärts auf einen unter uns liegnden Weinbergweg absteigen.
Wir biegen links ab und wandern ins „Pehrbachtal“, passieren den Kreuzweg, biegen vor der Kapelle rechts ab und wandern auf einem bewaldeten Hang wieder in die Reben hinein. Wieder einmal durchqueren wir einen weiteren Taleinschnitt, wandern durch eine kleine Weinbergpassage und tauchen in ein Wäldchen ein, das uns für kurze Zeit, etwas Schatten vor der Sonne spendet. In einer Linkskurve geht es wieder bergauf, wir halten uns an der folgenden Einmündung rechts und haben den Anstieg hinter uns. Nach einer kurzen Passage zwischen Wald und alten Weinbergareal tauchen wir wieder in den Wald ein. Wir wandern durch das herrliche, tief eingeschnittene „Lehmer-Bachtal“ und verlassen es wenige Zeit später über einen Gegenhang. Bevor wir die Wanderung fortsetzen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu der „Römischen Grabanlage“, die nur wenige Minuten vom Weg entfernt liegt.
Sie thronen hoch über den Nehrener Weinbergen und sind Zeugen einer römischen Vergangenheit. In einer der Grabkammern befindet sich eine der besterhaltenen Grabmalereien nördlich der Alpen. Die Wandmalereien stammen aus dem 3. bis 4. Jhd. nach Chr. und sind mit einem floralen Muster mit Früchten, Blumen und Blättern geschmückt. Wieder auf dem Weg zurück, tauchen wir nach kurzer Zeit wieder in ein Rebenmeer ein, das wir für längere Zeit durchwandern. Am Ende erreichen wir eine schattenspendende Eiche mit Bänken und legen unsere erste Rast ein, denn mitten in der Natur schmeckt es ja bekanntlich am besten, und blicken dabei ein letztes Mal auf die Römergräber von Nehren. Weiter geht es durch Reben, bis wir nach einem Rechtsknick in einen Grasweg einbiegen der uns in Richtung Mosel abwärts bringt. Nach einigen Querwegen biegen wir nach links in Richtung Nehren ab, queren eine Straße, wandern oberhalb des Ortes weiter bis zum Ortsrand und folgen dem Moselsteig über die B 53 zur Kirche von Senhals.
Römergräber Nehren
Die Römergräber von Nehren stammen aus dem 3. bis 4. Jahrhundert. Bei ihnen handelt es sich wahrscheinlich um die Ruhestätte einer wohlhabenden Gutsherrenfamilie. Die einst verschütteten Grabkammern waren den Winzern schon seit langer Zeit bekannt. Erst 1973 wurden Grabungen durch das Landesamt Koblenz durchgeführt und 2003 wurde die gesamte Grabanlage saniert und restauriert. Ganz besonders an der Grabanlage sind die Gewölbemalereien, die als die besterhaltensten nördlich der Alpen gelten. Es handelt sich dabei um ein Muster mit Früchten, Blättern und Blumen. Die Gräber bestehen aus zwei zweigeschossigen Grabkammern, darüber befanden sich tempelartige Gebäude, die im Rahmen einer Rekonstruktion wieder aufgebaut wurden. Die Grabkammern können jederzeit besichtigt werden. Von April bis Oktober wird an jedem Samstag um 15:00 Uhr eine Führung angeboten. Die Anlage ist nur zu Fuß erreichbar.
Wir folgen dem Moselsteig-Logo zur Senheimer Brücke, die wir überqueren und gelangen auf der L 98, der wir nur kurz folgen, zum Senheimer Bootshafen. An ihm schlendern wir gemütlich entlang und passieren am Ende des Ortes die L 98 und tauchen wieder für längere Zeit in die herrliche Rebenlandschaft von Senheim, Mesenich und Briedern ein. Am Ortsrand des schönen kleinen Weinortes steigen wir bergauf und folgen oberhalb des „Margareten-Pavillons“ dem Moselsteig nach links in Richtung Mesenich. Wir halten die Höhe und wandern an eindrucksvollen Felsen entlang und passieren dabei Infotafeln zur Geologie und Regionalarchitektur. Wir erfreuen uns an der Aussicht auf die Mosel und erreichen einige hundert Meter weiter eine Verzweigung, wir halten uns rechts und befinden uns nun auf dem „Kulturweg Mesenicher Steinreichskäpp“, einem Lehrpfad und Mitmachweg, an dem Kinder bestimmt ihren großen Spaß haben werden.
Kulturweg Mesenicher Steinreichskäpp
Auf dem 2,5 km langen Kulturweg werden anhand von Thementafeln und Skulpturen die Themen Geologie, Mensch und Geschichte dargestellt. Attraktionen des Kulturweges sind in Stein gemeißelte Köpfe von Mesenicher Persönlichkeiten, den sogenannten „Mesenicher Steinreichskäpp“, was der traditionelle Spottname der Mesenicher ist. Im Fokus steht der Mensch, der im Spannungsfeld zwischen Natur und Landschaft die Kultur an der Mosel geschaffen hat. Themen um die Geologie: Wasser, Stein und Wein bilden den zentralen Inhalt des Wanderweges, der auch für Kinderwagen geeignet ist.
Der Weg endet an einem Pavillon oberhalb von Mesenich. Wieder geht es durch Weinberge, etwas später umlaufen wir eine Weinkellerei und wandern wieder in die Reben hinein. Wir steigen zum Talbach ab, queren diesen und folgen auf der anderen Seite dem Moselsteig in den Wald hinein. Bei einer Abzweigung geht es auf einem sehr schmalen Pfad, der steil oberhalb des Baches verläuft durch die wunderschöne Briederner Schweiz, der etwas Trittsicherheit verlangt. Nach einer viertel Stunde erreichen wir eine Bank und das Gelände wird leichter. An einer Weggabelung halten wir uns links und wandern an einer Wiese entlang und treffen auf den Jüdischen Friedhof, hier endet der Pfad. Kurz danach tritt die Burg Metternich in unser Blickfeld, die wir besichtigen und die herrliche Aussicht auf das Moseltal und die umliegenden Orte genießen. Bevor wir weiter wandern legen wir eine ausgiebige Rast ein. Wieder auf dem Steig zurück biegen wir nach rechts auf einen Treppenweg ab der in einen Pfad übergeht und in Richtung Beilstein führt.
Bevor wir aber am alten Marktplatz eintreffen macht der Moselsteig noch einmal einen Bogen zur Kameliterkirche St. Josef, aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, die man unbedingt besichtigen sollte. Über eine mittelalterliche Treppe gelangen wir in den pittoresken Weinort - dem Dornröschen an der Mosel, dass wir nach 18,4 Kilometer erreicht haben. Auch im Klosterrestaurant, mit seinem mediterranen Ambiente lässt es sich gut Speisen. Nach einer ausgiebigen Rast auf der Burg Metternich schultern wir die Rucksäcke und begeben uns auf die 14,6 km lange Etappe von Beilstein nach Cochem. Nach dem wir die Fachwerkidylle genossen und fotografisch festgehalten haben, machen wir uns von Beilstein, einer der schönsten Ort an der Mosel, auf den Weg nach Cochem.
Wir laufen hinunter zum Fähranleger am Moselufer und blicken ein letztes Mal auf die Silhouette von Beilstein, bevor wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite an einer Weinbergparzelle steil nach oben steigen. Oben angekommen, gehen wir nach links und wandern auf einen Aussichtspunkt zu, von dem wir reizvolle Blicke auf Beilstein und die Burg Metternich genießen. Nun wandern wir auf einem spektakulären Pfad durch einen Steilhang hoch über der Mosel, an Felsen entlang und durch lichten Niederwald. Wir passieren ein Wildschweingatter, wandern entlang alter Weinbergparzellen und treffen nach etwa 20 Minuten auf eine Schutzhütte. Eine weitere Rast legen wir nicht ein und wandern für längere Zeit durch ein Rebenmeer,bis wir auf einen weiteren Aussichtspunkt treffen. Wir folgen dem Weg nach rechts und wandern ins Mühlbachtal abwärts nach Bruttig.
Vor dem Eisenbahndamm biegen wir nach rechts ab und wandern aus Bruttig-Fankel hinaus und gehen an der Straße etwa 300 Meter aufwärts, biegen kurz nach links ab und erreichen den „Kabainer Bach“. Diesem folgen wir in den Wald hinein und steigen am Bach entlang steil aufwärts durch die schmale idyllische Schlucht. Über Stege wechseln wir öfters die Bachseite und verlassen den Bach weiter oberhalb auf einem Pfad. Die Steigung haben wir noch nicht ganz hinter uns. Erst nach einigen Richtungswechseln erreichen wir einen breiten Waldweg, an dem linker Hand der Weg zum „Eisernen Mast“ abgeht. Der Abstecher lohnt, denn von der Plattform haben wir ein schönes Panorama auf den Moselabschnitt Ellenz-Poltersdorf, Ernst und Valwig bis Sehl. Nun gehen wir kurz nach rechts, dann wieder nach links und gehen an der K 34 entlang in Richtung Valwigerberg.
Nach kurzer Zeit tauchen wir wieder in den Wald ein und erreichen die nächste schöne Aussicht auf die Mosel und wandern weiter ins Höhendorf Valwigerberg. Wir verlassen den Wald , passieren den Sportplatz, die Wallfahrtskirche und halten uns an der K 34 links und wandern auf der Landstraße abwärts. Nach etwa 200 Meter biegen wir auf einen Pfad ab und wandern für längere Zeit abwärts. Es geht teils durch lichten Niederwald, an Hecken, alten Weinparzellen entlang und durch offenes Gelände bis zu einer Schutzhütte an der K 34. Wir legen eine kleine Rast ein, passieren einige hundert Meter weiter einen schönen Aussichtsplatz und erreichen die Steinhütte unter der „Brausenlay“. Ein Felsmassiv und Naturschutzgebiet, das für seine Artenvielfalt bekannt ist. Es bietet auf 1,5 Km einmalige Einblicke in die Einheit wärmeliebender Pflanzen und Tiere in einer 2000 jährigen WeinKulturLandschaft.
Hier ist auch der seltene Apollofalter zu Hause. Von hier haben wir einen schönen Blick auf den kleinen Ort Sehl und das Kloster Ebernach, das 1130 als Benediktinerkloster gegründet wurde. Bevor wir das Moselufer erreichen, geht es noch einmal auf einem schmalen Pfad im Weinberg unter der Felsenwand der Brausenlay entlang. Oben wacht die Madonnen-Statue über uns und die Schiffe auf der Mosel. Am Ende des Pfades erreichen wir einen schönen Rastplatz und steigen noch einmal oberhalb von Cochem-Cond aufwärts. Über einen Treppenweg geht es hinunter nach Cochem. Über die Valwiger-Straße und die Skagerrak-Brücke, die in den Jahren 1925-1926 erbaut wurde und ihren Namen von der Skagerrakschlacht von 1916 erhielt, haben wir nach 33 Kilometer Cochem erreicht und genießen noch einmal von der Brücke das herrliche Moseltal und die eindrucksvolle Silhouette von Cochem, bevor wir mit dem Zug die Heimreise antreten.
Schwierigkeitsgrad: schwer
Wegstrecke: 33 Km
Gehzeit: 7,30 Stunden
ÖPNV: Regionalbahn Trier-Koblenz, Cochem-Trier
Einkehrmöglichkeiten:
Diverse Lokalitäten in Ediger-Eller, Beilstein, Brutig-Frankel, Brutig, Cochem
Sehenswürdigkeiten:
- Rochuskapelle, Ediger-Eller
- Pfarrkirche St. Hilarius, Ediger-Eller
- Fachwerkhäuser aus dem 16. Bis 18. Jahrhundert, Beilstein
- Ruine Burg Metternich, Beilstein
- Karmeliterkloster, Beilstein
- Reichsburg Cochem, Cochem
- Kapuzinergerg, Cochem
- Marktplatz, Cochem
- Moselpromenade, Cochem
Hotels Cochem:
- Hotel Cochemer Jung, Cochem, Tel.: 02671/605220, www.cochemer-jung.de
- Hotel Moselflair, Cochem, Tel.: 02671/605430
Hotels Beilstein:
- Hotel Lipmann, Altes Zollhaus, Tel.: 02673/1850, www.hotel-lipmann.de
- Hotel Lipmann, Am Klosterberg, Tel.: 02673/1521, www.hotel-haus-lipmann.de
- Hotel Gute Quelle, Marktplatz 34, Tel.: 02673/1437, www.hotel-gute-quelle.de
- Pensionen:
- Winzerschenke, An der Klostertreppe 39, Tel.: 02673/1354, www.winzerschenke-beilstein.de
- Burgschenke, Im Mühlental 8, Tel.: 02673/962333, www.burgschenke-beilstein.de
