„Es war einmal“, so könnte die heutige Etappe auf dem Rheinsteig beginnen. Mit diesen drei Worten beginnen die meisten Märchen und Sagen. Es sind nur drei Worte und doch klingen sie besonders verheißungsvoll. So schaudervolle die Sage der feindlichen Brüder, so schön ist der Rheinsteg zwischen Kestert und Filsen. Auf abwechslungsreichen Pfaden führt er über aussichtsreiche Höhen, durch Wald und offene Landschaft, mit herrlichen Aussichten auf das Rheintal.
Am Bahnhof in Kestert, im Tal der Loreley, beginnen wir die Wanderung auf dem Rheinsteig von Kestert nach Filsen. Nach dem wir den Asphalt hinter uns haben biegen wir nach links ab und folgen dem Wegweiser „Hindenburghöhe“ bergan und erreichen auf Serpentinen eine Streuobstwiese. Von hier gelangen wir auf einem aufwärts führenden Waldweg zur “Hindenburghöhe“ mit Pavillon, der höchsten Erhebung direkt am Rhein. Von hier genießen wir die herrliche Aussicht auf die Burgen „Sterrenberg und „Liebenstein“.
Von hier wandern wir auf einem Waldweg weiter und erreichen später über Wiesen und Felder das kleine Dorf „Lykershausen“. Wir passieren die Kirche und queren die „Halbwilde Beweidung“ und wandern weiter an einem Gedenkstein vorbei und erreichen auf einem Pfad den Aussichtspunkt „Brömserkopf“. Nun geht es von der Höhe hinunter zur „Burg Liebenstein“, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und heute ein Hotel mit Restaurant beherbergt. Wer will, kann sich hier im mittelalterlichen Ambiente kulinarisch verwöhnen lassen. Von der Burg haben wir einen wunderschönen Blick auf den Rhein. Fünf Minuten später erreichen wir die „Burg Sterrenberg“, die ebenfalls über ein Cafè und Restaurant mit Aussichtsterrasse verfügt.
Nach dem wir reichlich ferngeschaut haben wandern wir abwärts ins Tal des „Bornhofer Baches“. Kaum haben wir es erreicht schickt uns der Rheinsteig wieder über Stufen und Serpentinen aufwärts zum „Bornhofer Berg“. Hier treffen wir auf den Rheinhöhenweg und wandern gemeinsam mit ihm zur „Bruno-Löhr-Hütte und weiter zur Wilhelmshöhe. Von der Hütte auf dem Felsporn haben wir wieder einen grandiosen Blick auf das Rheintal und die feindlichen Brüder. Nun geht es weiter in Richtung Jakobstempel. Durch einen farbenfrohen Mischwald wandern wir weiter und erreichen abermals einen schönen Rastplatz mit Hütte auf dem „Pfählsberg“. Von hier schweifen unsere Blicke nach Boppard und Kamp-Bornhofen. Nun wandern wir über Serpentinen abwärts, passieren einen weiteren Rastplatz mit Informationstafeln über Bäume und gelangen in ein kleines Bachtal.
Wir erreichen das Kamphäuser Feld, passieren einen Sendemast und treffen auf einen aufwärts führenden Naturlehrpfad dem wir zu einem Aussichtspavillon folgen, von dem wir einen herrlichen Blick auf Boppard genießen. Wir steigen weiter abwärts, passieren das „Filsener Lei“ und erreichen die Marienkapelle, von der wir einen schönen Blick auf Filsen und den Rheinbogen genießen. Nun wandern wir aus dem Wald heraus weiter abwärts, passieren einige Aussichtspunkte und erreichen über einen Pfad den Wachport von Filsen, dem Torhaus der ehemaligen Stadtmauer. Hier endet die 9. Etappe auf dem Rheinsteig.
Die Sage von den feindlichen Brüder
Die feindlichen Brüder waren in Wirklichkeit keine Brüder sondern zwei verschiedenen Landesherren. Die Sage entstand im 16. Jahrhundert um die naheliegenden Burgen Sterrenberg und Liebenstein. Die Sage wurde etwa um 1587 erstmals erzählt. Die Burg Sterrenberg gehörte zur damaligen Zeit zu Kur-Trier und wurde gegen die naheliegende Burg Liebenstein stark befestigt, daraus entstand später die Sage von den feindlichen Brüdern, die auch das Thema des Gedichts von Heinrich Heine „Zwei Brüder“ ist.
Der Sage nach wuchsen die Söhne Beyer von Boppard, Heinrich und Konrad, zusammen mit ihrer Stiefschwester und dem Waisenkind Hildegard in der Burg Boppard heran. Konrad war ein lebensfroher Mensch, sein Bruder Heinrich dagegen war ernst und verschlossen. Hildegard, die Stiefschwester, war sehr schön und beide Brüder liebten und umwarben sie. Hildegard entschied sich für Konrad den jüngeren Bruder und sie verlobten sich. Der Vater gab der Verbindung seinen Segen und baute für beide Söhne auf der anderen Rheinseite zwei Burgen. Vor lauter Liebeskummer zog Heinrich als Kreuzritter in den Krieg. Es dauerte nicht lange und sie erhielten Nachricht von den Heldentaten Heinrichs, der dafür im ganzen Lande bewundert und gefeiert wurde. Das gefiel dem eifersüchtigen Konrad überhaupt nicht, er verschob seine Hochzeit und zog ebenfalls als Kreuzritter in den Krieg.
Heinrich kehrte einige Jahre früher aus dem Krieg zurück und erzählte Hildegard, die auf die Rückkehr Konrads sehnsüchtig wartete, er habe Konrad in Griechenland gesehen. In der Zwischenzeit war der Vater gestorben, Heinrich trat das Erbe an und lebte fortan mit Hildegard gemeinsam auf der Burg Liebenstein. Er liebte sie immer noch, mied aber ihre Nähe, da sie seinem Bruder versprochen war. Nach wenigen Monaten kehrte endlich auch Konrad aus dem Krieg zurück, jedoch mit einer wunderschönen Griechin. Hildegard war zutiefst enttäuscht, fühlte sich ungerecht behandelt und war darüber sehr verbittert. Daraufhin ließ Heinrich aus Zorn eine Mauer zwischen die beiden Burgen bauen und forderte seinen Bruder zum Duell. Hildegard stellte sich zwischen die beiden Brüder und flehte sie an den Streit beizulegen. Um nicht mehr der Anlass ihres Streits zu sein trat Hildegard dem Kloster Marienberg bei. Von da an lebte Heinrich alleine auf der Burg Liebenstein, Konrad und die schöne Griechin zogen in die Burg Sterrenberg ein. Viele Jahre später wurde Konrad von der Griechin wegen eines jüngeren Ritters verlassen. Beide Brüder versöhnten sich wieder, doch seine Hildegard sah Heinrich nie wieder.
Schwierigeikitsgrad: mittel
Wegstrecke: 14,2 km
Gehzeit: 4,15 Stunden
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Auf-/Abstieg: 205/260 hm
Ausgangspunkt: Bahnhof Kestert
Zielpunkt: Bahnhof Filsen
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ÖPNV:
Regionalbahn Trier-Koblenz, weiter mit VIA
Sehenswertes:
- Burg Liebenstein
- Burg Sterrenberg
- Fachwerkhaus Wachport, Filsen
- Kirche St. Georg aus dem 17. Jahrhundert, Kestert
